Die Deans von fast 400 Business Schools aus 58 Ländern haben sich im späten Januar an der Technischen Universität München (TUM) getroffen. Die „European Foundation for Management Development“ (EFMD) lud in ihrer jährlichen Konferenz dazu ein, die Bedeutsamkeit der Digitalisierung für Forschung und Lehre sowie die Rolle der Business Schools in der Gesellschaft zu diskutieren. Prof. Claudia Peus, TUM Vice President und Vice Dean of Executive Education an der TUM School of Management, ließ das Event in einem Interview Revue passieren.
Professor Peus, Sie haben soeben zwei Tage intensiven Austauschs zum Thema Digitalisierung mit den Deans führender Business Schools abgeschlossen. Wie digital ist die Lehre heute?
Die Konferenz veranschaulichte die Tatsache, dass eine Mehrheit der Business Schools erst heute damit beginnt, digitale Methoden zu implementieren. Mit ihrem „Digital Leadership Development“ Ansatz ist die TUM Vorreiter im Bereich der Führungskräfteentwicklung: durch die Integration online-basierter Lernformate in die Programme, kann zeitliche und räumliche Flexibilität gewonnen und so der Zugang für Führungskräfte aus der ganzen Welt erleichtert werden. Apps sind in der Lage, das Lernen im Arbeitsalltag zu unterstützen, und dabei formelles Training und informelle Lernprozesse verschmelzen zu lassen.
Welche anderen Zielgruppen sehen Sie zusätzlich zu den Führungskräften?
Die Digitalisierung hat die Arbeitswelt bereits fundamental verändert. Als erstes sollten wir natürlich unsere Studierenden für diese Tatsache wappnen, aber auch die Mitarbeiter externer Organisationen werden eine Vorbereitung brauchen. Der Prozess der Digitalisierung wird bedeuten, dass Jobs sich konstant verändern. Dies bedeutet, dass das lebenslange Lernen eine absolute Notwendigkeit in der Arbeitswelt der Zukunft darstellen wird. Gerade in diesem Zusammenhang bieten digitale Formen der Lehre und fortlaufender Wissensvermittlung individualisierte Lösungen für die stetige Weiterbildung von allen Zielgruppen und auf allen Ebenen der beruflichen Erfahrung und Entwicklung.
Dies bedeutet natürlich Zielgruppen mit sehr unterschiedlichen Anforderungen und Voraussetzungen ...
Digitale Technologien ermöglichen insbesondere eine erhöhte Anpassungsfähigkeit der Lehr- und stetiger Weiterbildungsmethoden, die der jeweiligen Zielgruppe und sogar dem individuellen Lernenden gerecht werden. Beispielsweise kann die individuelle Aneignung von Fähigkeiten durch eine stetige Aufzeichnung des Lernfortschritts und personalisiertes Feedback verstärkt werden. Auch erfahrungsbasiertes Lernen kann systematisch integriert werden: beispielsweise in der Virtuellen Realität, wo echte Erfahrungen in sicheren Lernumgebungen erworben werden können.
Nicht alle Aspekte der Digitalisierung werden positiv aufgefasst. Wo bestehen Sorgen, insbesondere im Hinblick auf das berufliche Leben...
Natürlich gibt es auch Bedenken. Alle TeilnehmerInnen der Konferenz waren darin einig, dass akademische Institutionen im Allgemeinen und Business Schools im Besonderen mit einer gesellschaftlichen Verantwortung konfrontiert sind: Von ihnen wird erwartet, aktiv dabei zu helfen, den aktuellen gesellschaftlichen Dialog über Digitalisierung zu gestalten und gleichzeitig effektiven und verantwortungsvollen Führungsnachwuchs hervorzubringen. Dies verlangt Innovation. Peter Drucker verdeutlicht dies wenn er sagt: „Innovation, und nicht die Behauptung menschlicher Macht, ist die Anerkennung menschlicher Verantwortung.“