Kognitive Modellierung

Formale Modelle sind ein wichtiges Instrument zur Erforschung der kognitiven Fähigkeiten des Menschen. Wie genau das kognitive System Informationen verarbeitet, um etwa zu einem Urteil zu gelangen, Entscheidungen zu treffen oder neue Informationen zu erlernen, kann nicht direkt beobachtet werden. Wir nutzen daher formale Modelle zur Repräsentation, Trennung und Messung von kognitiven Prozessen. In formalen Modellen formulieren wir Annahmen darüber, welches die relevanten Grundbestandteile der Kognition sind und wie diese Bestandteile zusammenarbeiten, um Informationen aus dem Gedächtnis und unserer Umwelt zu verarbeiten. 

Die Annahmen, die wir in kognitiven Modellen formulieren, haben Einfluss darauf, welche Schlussfolgerungen wir in Kombination mit empirischen Daten über die menschliche Informationsverarbeitung ziehen können. Etwa modellieren wir mit Hilfe sogennanter Entscheidungsregeln, wie wir von einer Bewertung der Entscheidungsoptionen zur finalen Entscheidung gelangen. In Simulationsstudien zeigt Zilker (2022), dass die Bewertungen unterschiedlicher Modelle je nach Entscheidungsregel zu denselben oder unterschiedlichen Entscheidungen führen können. Die Analysen verdeutlichen, dass während der Modellierung geprüft werden sollte, ob unsere Schlussfolgerungen über zentrale Aspekte der Kognition von scheinbar zweitrangigen Hilfsannahmen abhängen. In einer anderen Studie zeigen Krefeld-Schwalb, Scheibehenne und Pachur (2022), dass die Interpretation komputationaler Modelle oftmals dadurch erschwert wird, dass sich die Parameterschätzungen für die Entscheidungsregel und andere Modellparameter wechselseitig beeinflussen. Die Arbeit zeigt, wie durch geeignete Modifikation der Modellannahmen diese wechselseitigen Abhängigkeiten reduziert und die Modellinterpretation verbessert werden können.