Entwicklung über die Lebensspanne
Entwicklung über die Lebensspanne
Ob noch Kind, bereits erwachsen oder im hohen Alter, in allen Lebensabschnitten müssen wir Urteile und Entscheidungen treffen. Dabei vollziehen sich über die Lebenspanne hinweg ständig und teils tiefgreifende Veränderungen: Wir gewinnen mit der Zeit an Erfahrung und Wissen, beobachten aber gleichzeitig, dass uns das Lernen und Erinnern schwerer fällt; unsere Prioritäten verschieben sich; unser soziales Umfeld wandelt sich; wir stehen vor neuen Aufgaben. All diese Veränderungen können beeinflussen, wie wir Informationen verarbeiten und Entscheidungen treffen.
Altersunterschiede sind ein häufig beobachtetes Phänomen in der Entscheidungsforschung. Aufgrund der Vielzahl von Veränderungen, die im Laufe des Lebens auftreten, und des komplexen Zusammenspiels zahlreicher kognitiver Funktionen und anderer Einflussfaktoren, sind die Ursachen dieser Unterschiede nicht immer offensichtlich. Etwa gelangen viele Studien zu dem Schluss, dass ältere Menschen gegenüber jüngeren risikoscheuer seien. Hingegen zeigen Zilker et al. (2020), dass viele dieser Befunde auf die Struktur der Entscheidungsaufgaben zurückgeführt werden können: Viele kognitive Funktionen nehmen im Alter ab und erschweren dadurch die Verarbeitung neuer, komplexer Informationen. Da in vielen Entscheidungsaufgaben die riskante Option komplexer ist als die sichere Option, wird die riskante Option schwerer verarbeitet. Die Autoren zeigen, dass ältere Menschen nicht weniger risikoscheu entscheiden, wenn die riskante und sichere Option den gleichen Grad ein Komplexität aufweisen. Pachur et al. (2017) zeigen sogar, dass bei ähnlich komplexen Optionen ältere Erwachsene teilweise sogar risikobereiter sind als jüngere Erwachsene -- und dass dies auf die positivere Gemütslage bei älteren Erwachsenen zurückzuführen ist.