Aufmerksamkeitsprozesse der Entscheidungsfindung
Wir müssen uns täglich zwischen Optionen entscheiden, deren mögliche Konsequenzen nicht mit Sicherheit eintreten, sondern nur mit bestimmter Wahrscheinlichkeit. Hierbei entscheiden wir uns nicht immer für diejenige Option, die unter Berücksichtigung aller Wahrscheinlichkeiten den höchsten Ertrag verspricht. Etwa bevorzugen wir häufig einen sicheren Gewinn gegenüber einem Gewinn, der zwar höher und sehr wahrscheinlich ist, aber nicht garantiert (Risikoaversion). Ein Schwerpunkt der bisherigen Forschung bestand darin herauszuarbeiten, wie solche Entscheidungsmuster von optimalen ökonomischen Modellen abweichen.
Eine wichtige Frage, die sich anschließt, ist, weshalb Menschen diese scheinbar suboptimalen Entscheidungen treffen (Zilker und Pachur, 2022). Um sich einer Antwort zu nähern, müssen wir erklären, wie Menschen die Informationen über Entscheidungsoptionen verarbeiten, um zu einer Präferenz zu gelangen. In unserer Forschung untersuchen wir etwa, ob sich die Art und Weise, wie Menschen ihre Aufmerksamkeit auf die Entscheidungsoptionen verteilen, auf ihre finalen Entscheidungen auswirkt. Zum Beispiel zeigen Pachur et al. (2017), dass die Verwendung einfacher Entscheidungsstrategien (Heuristiken) zu systematischen Abweichungen von optimalen Entscheidungen führen kann. Diese Abweichungen können dadurch erklärt werden, dass je nach Entscheidungsstrategie bestimmte Informationen über die Entscheidungsoptionen ignoriert und andere besonders stark berücksicht werden. In weiteren Studien zeigen Zilker und Pachur (2021) sowie Pachur et al. (2018), wie eine ungleichmäßige Verteilung der Aufmerksamkeit zwischen Entscheidungsoptionen bzw. deren Attributen zu systematischen Unterschieden in Entscheidungsmustern und zu vermeintlichen Abweichungen von der ökonomischen Rationalität führen können. Weiterhin zeigte Zilker (2022) dass Biases in der Aufmerksamkeit, also das systematische Ignorieren bestimmter Informationen, sogar zu effizienteren Entscheidungen beitragen können, und somit nicht notwendigerweise als irrational oder suboptimal zu werten sind.